Mit dem Hausboot unterwegs auf der Charente
Reisebericht & Streckenbeschreibung ab Cognac
Reisebericht & Streckenbeschreibung ab Cognac
Nach vielen Hausboot Erfahrungen in Frankreich im Burgund, im Elsass, auf dem Canal du Midi, in der Camargue und auf dem Lot haben wir uns auf die Charente gewagt. Es war Ende September noch traumhaft schönes Wetter und unser Starthafen war Cognac. Überall haben wir gelesen, dass die Charente ein sehr friedlicher, reizvoller Fluss ist. Manche schreiben sogar das sei „der schönste Fluß Frankreichs“ Das wollten wir nun selbst herausfinden.
Der Fluss Charente: zwischen Rochefort und Angoulême sind 143 km schiffbar mit 21 Schleusen – alle handbedient ohne Schleusenwärter
An einem sehr schönen und sogar heißen Septembertag sind wir in Cognac angekommen und haben dort den Hafen gleich gefunden. Unser Hausboot eine Tarpon 37N war bereit und alle Mitreisenden angekommen. Nach dem ausgedehnten Einkauf, einer guten Einführung von Seiten des Vermieters haben wir es gewagt am Abend noch loszufahren.
An der ersten Schleuse haben wir einen etwas „schrägen“ Einheimischen getroffen, der uns geholfen hat und uns erklärt hat wie das geht mit dem Schleusendurchgang. Er hat uns dann geraten eine Cognac-Probe zu machen aber nicht bei den großen Firmen sondern in Jarnac bei einem der kleineren Anbieter. Das war dann eine wichtige Info, die wir am nächsten Tag auch befolgt haben.
Es wurde dann aber bald dunkel und wir haben an der nächsten Anlegestelle für die Nacht angehalten. Es war sehr ruhig und gemütlich im Freien zu essen, die Vögel, die Ruhe und einfach die Natur zu genießen.
Nach einer ruhigen Nacht auf dem Hausboot und einem gemütlichen Frühstück haben wir abgelegt und unser heutiges Ziel Jarnac angesteuert. Zwei Schleusen und mehrere große Brücken haben wir perfekt gemeistert. Mit zwei Personen auf dem Boot und zwei Personen zum Bedienen der Schleuse ist das echt entspannt. Nach ein paar km erscheint das Renaissanceschloss Saint Brice am linken Ufer. Dort gibt es eine Anlegestelle – wir wollten aber weiter nach Jarnac.
Am frühen Nachmittag sind wir in Jarnac angekommen. Nach einem Stadtbummel finden wir eine kleine exklusive Cognac-Kellerei namens Delamain. Dort fragen wir dann nach ob wir eine Führung und eine „Degustation“ machen dürfen. Es war schon spät aber weil wir von so weit her kommen und am nächsten Tag nicht mehr da sein werden, gab es eine Ausnahme.
Diese familiengeführte Kellerei besteht seit 1759 – da kam der Fimengründer James Delamain aus Irland. Heute wird es noch von den direkten Nachkommen geführt. Es wird hier sehr viel Wert auf die handwerkliche Qualität und auf den perfekten Geschmack gelegt. Diese Kellerei hat sich auf die Herstellung von sehr hochwertigem Cognac spezialisiert.
Bei der Führung durch den Keller mit den Weinfässern, haben wir sehr viel über die Cognac-Herstellung gelernt. Die Kunst dieser Cognac-Herstellung ist immer den gleichen Geschmack zu kreieren, deshalb wird aus jedem Jahrgang Cognac in Korbflaschen gefüllt und gelagert, denn in diesen Flaschen verändert sich der Geschmack nicht mehr. Wir haben Flaschen aus dem Jahr 1865 gesehen – echte Schätze.
Nach der Führung haben wir diesen Cognac auch probiert. Ich wollte zuerst nicht, denn Cognac ist nicht mein Lieblingsgetränk – aber der junge Mann hat mich überzeugt, denn er sagte, es wäre eine „Geschmacksexplosion auf der Zunge“. Es war wirklich der Hammer!
Es war nach wie vor sehr heiß und in der Karte haben wir eine Badestelle entdeckt. Es waren nur 2 Schleusen bis dahin –das haben wir noch gut geschafft. Gleich nach der Schleuse Gondeville ist rechts eine Anlegestelle. Von da aus kann man ins Wasser und kommt weiter vorne auch wieder gut aus dem Wasser. Es war herrlich klar und sehr erfrischend. Wir blieben dann dort auch über Nacht. Ein sehr schönes Plätzchen.
Da wir nur 5 Tage auf dem Hausboot waren haben wir beschlossen noch einen Tag in Richtung Angoulême zu fahren und dann umzudrehen. Wir wollen von Cognac unbedingt noch nach Saintes und wieder zurückkommen.
Der Flusslauf ist wildromantisch und sehr grün. Es gibt viel Enten, Gänse, Reiher und sogar Weißstörche – diese kommen von Afrika um hier zu brüten.
Wir fahren bis St. Simeux und entdecken vor der Schleuse eine Stelle mit einem herunterhängenden Seil am Baum. Das ist eine Herausforderung für unsere Crew. Jeder will mal schwingen. Am besten schafft das Manuel aber er ist auch fast halb so alt wie die anderen Kandidaten.
Vor der Schleuse drehen wir, denn wir wollen in Chateauneuf über Nacht anlegen.
Jetzt geht es wieder die gleiche Strecke zurück. Es ist wirklich nicht langweilig auch wieder zurück zu fahren, denn man sieht alles von der anderen Seite und erkennt bestimmte schöne Stellen wieder.
Allerdings gibt es auf der Charente auch keine Einwegstrecke egal bei welchem Vermieter man bucht. Der schiffbare Teil ist einfach zu kurz für eine Einwegstrecke.
– Wir machen Bekanntschaft mit 2 Seilfähren
In Chaniers und Dompierre gibt es noch 2 Seilfähren. Zuerst kommt ein Schild, das die Fähre ankündigt. Wenn die Fähre hält, liegt die Kette auf dem Grund und man kann passieren. Diese Fährenmodelle fahren an einer Kette entlang, die von einem Ufer zum anderen gespannt ist. Wenn man sich der Fähre nähert muss man mit 2 Hupzeichen auf sich aufmerksam machen. Der Fährenkapitän weiß dann, dass er die Kette auf Grund legen muss. Wenn die Fähre gerade unterwegs ist, muss man warten.
Die Landschaft zwischen Cognac und Saintes ist etwas flacher – es gibt nur 3 Schleusen bis Saintes. Da das Wetter umgeschlagen hat und es zu regnen beginnt, steuern wir von innen. Da die Charente hier auch breiter wird, ist das gut möglich.
Gleich nach dem Verlassen des Bootes sehen wir die römischen Wurzeln dieser Stadt. Der Germanicus Triumphbogen und viele Säulen und Stein römischer Herkunft sind nicht weit vom Hafen auf der rechten Seite der Charente. Es lohnt sich hier auch das Amphitheater und das archäologische Museum zu besichtigen. Es gibt auch Häuser aus dem 15.Jahrhundert und Kirchen aus dem 17.Jahhundert. Bei uns war leider die Zeit zu knapp, denn am nächsten ging es schon zurück in Richtung Cognac.
Noch eine Spezialität aus dieser Gegend ist der Pineau – hergestellt aus 3 Viertel Traubensaft und einem Viertel Cognac beides vom gleichen Produzenten. Dann wird dieser Trank mindestens ein Jahr in Eichenfässern gelagert. Auf dem Rückweg von Saintes nach Cognac haben wir eine Anlegestelle entdeckt mit einem Schild, dass man 500 m entfernt Pineau probieren und kaufen kann. Das war das Signal zum Anlegen. Wir haben dort verschiedene Sorten probiert und auch gekauft. Das ist ein Getränk zum Aperitif.
Schnell sind wir nach der Pineau Probe wieder in Cognac. Noch eine Nacht an Bord und schon ist unsere Hausbootreise auf der Charente vorbei.
Dieser ruhige, romantische Fluß ist das ideale Hausbootrevier für Familien, für Gruppen, für Badenixen, Kulturfans, für Feinschmecker und Cognactrinker – wobei ich als nicht Cognactrinkerin sehr überrascht war welche Geschmacksexplosion so ein Cognac verursachen kann.
Eine Woche ist fast zu kurz für dieses Fahrgebiet, denn wir haben es nicht bis Angoulême und Rochefort geschafft. 10 bis 14 Tage sind empfehlenswert vor allem, wenn man an die Lange Anfahrt von Deutschland aus denkt. Ein Aufenthalt im Landhaus Sommerfrische im Südburgund vor und nach der Hausbootreise um die lange Anreise von Deutschland zu unterbrechen, könnte diese Urlaubsreise perfekt abrunden.
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